Ich gehe los mit leichtem Gepäck. Draußen, auf dem Bürgersteig – hinter mir schließt sich die Haustüre und ich halte sie zurück, damit sie leise ins Schloss gleitet – ziehe ich meine kleine Fototasche vor den Bauch, öffne den Reißverschluss, greife meine Kamera raus und entferne den Objektivdeckel. Ich klemme den Apparat in die Spezialhalterung an der Seite der Tasche. Wieder nach hinten geschoben baumelt er mit dem Objektiv nach unten über meinem Hintern. Mit einem Griff kann ich ihn nach vorne ziehen, ablösen und an mein rechtes Auge führen. Von vorne sieht man Tasche und Kamera nicht.
Nur ein paar Häuser weiter ist mir gestern im Vorbeifahren eine Hausecke aufgefallen, dort will ich hin.
Die Ecke ist im Erdgeschoß abgeflacht, mit einem Fenster, dessen graue Jalousien herunterlassen sind. Saubere Außenwände, von keinem Graffiti verunstaltet, unten in einem zarten blaugrau, oben hellgrau. Das erste Stockwerk ist mit einer sauberen weißen Kante abgesetzt. Zur Hauptstraße hin steht in erhabener Schrift der Name der Straße, in der auch ich wohne.
Ich hebe die Kamera. Wähle den Ausschnitt. Die Blende ist schon eingestellt (Die Sonne lacht, Blende acht), jetzt gilt es noch die Schärfe zu fixieren und zu speichern, der Autofokus surrt kurz, das Fokusquadrat ist grün. Ich korrigiere den Bildausschnitt, bewege mich etwas weiter weg, ein wenig nach rechts, dann wieder nach links und drehe und hebe die Kamera so lange, bis alle vertikalen Linien am Haus parallel zum Raster des Sucherbildes stehen. Ich löse aus. Schaue mir die Aufnahme im Sucher an, mache noch eine Auslösung, korrigiere mehrmals meinen Ausschnitt, löse mehrmals aus. Mittlerweile stehe ich auf der Straße, halb auf der Kreuzung und schaue hin und wieder, ob Autos kommen. Und während ich mein rechtes Auge an die Gummimuschel des Suchers drücke, kann ich in der Spiegelung des dunklen Rückdisplays nach hinten schauen. Ich nehme eine Bewegung war: Ein Mann kommt über die Straße auf mich zu. Ich fotografiere weiter, lasse mir nichts anmerken. »Entschuldigen Sie! Darf ich Sie etwas fragen?« Ich warte noch einen kurzen Moment, lasse dann die Kamera sinken und drehe mich langsam um. »Was fotografieren Sie da?« Vor mir steht ein Mann mit einer Bierflasche in der Hand. Ich zeige auf die Hausecke: »Das da!« »Da ist doch nix!« »Oh, da ist sehr viel, ich fotografiere die Ecke da.« »Aha, ein Fetisch!«, sagt der Mann mit der Bierflasche und wendet sich ab, wie einer, der mit seinen Erklärungen alleine sein will.
Ich gehe los mit leichtem Gepäck. Draußen, auf dem Bürgersteig – hinter mir schließt sich die Haustüre und ich halte sie zurück, damit sie leise ins Schloss gleitet – ziehe ich meine kleine Fototasche vor den Bauch, öffne den Reißverschluss, greife meine Kamera raus und entferne den Objektivdeckel. Ich klemme den Apparat in die Spezialhalterung an der Seite der Tasche. Wieder nach hinten geschoben baumelt er mit dem Objektiv nach unten über meinem Hintern. Mit einem Griff kann ich ihn nach vorne ziehen, ablösen und an mein rechtes Auge führen. Von vorne sieht man Tasche und Kamera nicht.
Nur ein paar Häuser weiter ist mir gestern im Vorbeifahren eine Hausecke aufgefallen, dort will ich hin.
Die Ecke ist im Erdgeschoß abgeflacht, mit einem Fenster, dessen graue Jalousien herunterlassen sind. Saubere Außenwände, von keinem Graffiti verunstaltet, unten in einem zarten blaugrau, oben hellgrau. Das erste Stockwerk ist mit einer sauberen weißen Kante abgesetzt. Zur Hauptstraße hin steht in erhabener Schrift der Name der Straße, in der auch ich wohne.
Ich hebe die Kamera. Wähle den Ausschnitt. Die Blende ist schon eingestellt (Die Sonne lacht, Blende acht), jetzt gilt es noch die Schärfe zu fixieren und zu speichern, der Autofokus surrt kurz, das Fokusquadrat ist grün. Ich korrigiere den Bildausschnitt, bewege mich etwas weiter weg, ein wenig nach rechts, dann wieder nach links und drehe und hebe die Kamera so lange, bis alle vertikalen Linien am Haus parallel zum Raster des Sucherbildes stehen. Ich löse aus. Schaue mir die Aufnahme im Sucher an, mache noch eine Auslösung, korrigiere mehrmals meinen Ausschnitt, löse mehrmals aus. Mittlerweile stehe ich auf der Straße, halb auf der Kreuzung und schaue hin und wieder, ob Autos kommen. Und während ich mein rechtes Auge an die Gummimuschel des Suchers drücke, kann ich in der Spiegelung des dunklen Rückdisplays nach hinten schauen. Ich nehme eine Bewegung war: Ein Mann kommt über die Straße auf mich zu. Ich fotografiere weiter, lasse mir nichts anmerken. »Entschuldigen Sie! Darf ich Sie etwas fragen?« Ich warte noch einen kurzen Moment, lasse dann die Kamera sinken und drehe mich langsam um. »Was fotografieren Sie da?« Vor mir steht ein Mann mit einer Bierflasche in der Hand. Ich zeige auf die Hausecke: »Das da!« »Da ist doch nix!« »Oh, da ist sehr viel, ich fotografiere die Ecke da.« »Aha, ein Fetisch!«, sagt der Mann mit der Bierflasche und wendet sich ab, wie einer, der mit seinen Erklärungen alleine sein will.
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